Good Practice
10.04.2024

Information, Vernetzung, Beratung: Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW

Good Practices gegen Sexismus können als Inspiration dienen und zeigen konkrete Lösungsansätze auf. Um aus den Erfahrungen der Bündnispartner*innen zu lernen, stellen wir regelmäßig gute Praxisbeispiele aus dem Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus” vor. Heute: die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW.

Jedes Wochenende besuchen mehrere tausend Menschen Stadien und Sportplätze. Fußball nimmt großen Raum im Leben vieler Personen ein, und das häufig schon von Kindheit an. Daher ist der Fußball auch als Sozialisationsinstanz zu sehen, über den eine Wertevermittlung stattfindet.

Die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW (MeDiF-NRW) klärt intersektional über verschiedene Diskriminierungsformen auf und fungiert als Anlauf- und Beratungsstelle für Menschen, die selbst oder als Zeug*in diskriminierende Vorfälle erlebt haben. Ziel ist es, diese systematisch zu erfassen, sichtbar zu machen und Betroffene, aber auch Akteur*innen, die Diskriminierungen im Fußball abbauen wollen, zu unterstützen.

Dafür arbeitet die MeDif mit Verbänden, Schulen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, universitären Einrichtungen, Profi- und Amateurvereinen zusammen. Finanziert wird das Projekt durch die Staatskanzlei NRW und das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW.

Meiste Vorfälle haben sexistischen Hintergrund

Seit dem 1. Juli 2022 können Diskriminierungen im Online-Portal von MeDiF gemeldet werden. Der erste Jahresbericht der Meldestelle bietet eine Auswertung der bis November 2022 erfassten Vorfälle: Insgesamt gingen 543 Meldungen ein. Mit 150 Meldungen (und damit etwa 28 %) rangierten sexistische Vorfälle dabei vor denen aus rassistischen (140), queerfeindlichen (128) und antisemitischen (90) Motiven. Es handelte sich vornehmlich um verbale (27 %) sowie körperlich sexualisierte (5 %) Diskriminierungen. Diese fanden meist innerhalb von Stadien bzw. Sportplätzen statt.

„Sexismus hat in der Männerdomäne Fußball, die nicht selten als das letzte konservative Refugium des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird, eine lange Tradition. Gegenwärtige Phänomene wie Mansplaining, Bodyshaming, Catcalling und weitere sexistische Varianten der Verachtung und Benachteiligung von Frauen reihen sich ein in eine Kontinuitätslinie der Diskriminierung, die im Fußball lange zurückreicht“, so die ernüchternde Bilanz des Berichts.

Über die verschiedenen Diskriminierungsformen, die häufig auch im Kontext Fußball auftreten, klärt die MeDiF-NRW auch auf ihrer Website auf. Dort stehen auch Informationsmaterialien wie z.B. ein Handlungsleitfaden des Netzwerks gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt im Fußball zum Download bereit. Betroffene erhalten verschiedene Unterstützungsangebote. Zudem bietet die Meldestellte ein onlinebasiertes Beratungs-, Informations- und Präventionsangebot und vernetzt Akteur*innen aus dem Handlungsfeld – all das mit dem Ziel, Fußball zu einem sichereren Ort für alle zu machen.