Studie
28.04.2023

Sexuelle Belästigung gehört zum Alltag der Frauen in Sachsen

Um belastbare Zahlen zur Situation von gewaltbetroffenen Frauen zu erheben, hat das sächsische Staatsministerium eine “Dunkelfeldstudie“ in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeichnen ein alarmierendes Bild: Nahezu alle Befragten haben bereits sexuelle Belästigungen erlebt und wurden schon einmal gegen ihren Willen an intimen Stellen berührt. Fast ein Drittel der Befragten gab an, mindestens einmal in ihrem Leben vergewaltigt worden zu sein.

Die sogenannte VisSa-Studie (“Dunkelfeldstudie zu Viktimisierung von Frauen durch häusliche Gewalt, Stalking und sexualisierte Gewalt”) erforscht geschlechtsspezifische Gewaltformen. Die Ergebnisse der wurden Anfang April 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Sie zeigen: Fast 90 Prozent der befragten Frauen wurden in ihrem Leben schon mal gegen ihren Willen an intimen Stellen berührt. Nahezu alle Befragten haben sexuelle Belästigungen wie aufdringliche Blicke, Hinterherpfeifen oder obszöne Sprüche erlebt.

Das sind nur einige Ergebnisse der ersten Dunkelfeldstudie zur Situation von Frauen in Sachsen, die die Hochschule Merseburg im Auftrag des Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung, durchgeführt hat. Befragt wurden Frauen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren anonym per Online-Fragebogen.

Laut der Umfrage haben viele Befragte Angst vor sexueller Belästigung in der Öffentlichkeit. Fast die Hälfte der 16- bis 30-jährigen Befragten entscheidet sich deshalb häufig oder sehr häufig dafür, bestimmte Kleidung nicht zu tragen. Innerhalb dieser Altersgruppe gaben 47 Prozent an, nach einer Veranstaltung selten oder nie alleine nach Hause zu gehen, aus Angst um ihre eigene Sicherheit. Jüngere Frauen tendieren dabei eher dazu, auf bestimmte Verhaltensweisen zu verzichten, als ältere Frauen, so die Studie.

Nicht nur im öffentlichen, sondern auch im digitalen Raum sind Frauen von sexueller Belästigung betroffen. Die Hälfte der Befragten gab an, unerwünschte Nachrichten oder Penisbilder erhalten zu haben. Die Umfrage enthüllte auch alarmierende Zahlen bezüglich der versuchten und vollendeten Vergewaltigungen: 30 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal in ihrem Leben vergewaltigt worden zu sein. Befragt wurden auch Frauen mit Migrations-/Fluchtgeschichte und Frauen mit Behinderungen. Sie beschreiben ähnliche Erfahrungen geschlechtsspezifischer Gewalt.

Weitere Ergebnisse sowie davon abgeleitete Handlungsempfehlungen können Sie hier nachlesen.