Zu Deutsch „männlicher Blick“: weist auf die vorherrschende männliche Erzählperspektive in Film, Fernsehen, Werbung, Kunst und Literatur hin. Frauen werden in eine passive Rolle gedrängt, zum Objekt gemacht und ihre Sexualität wird besonders hervorgehoben. Dabei entsprechen sie äußerlich, charakterlich und in ihrem Handeln vor allem den Sehgewohnheiten, Wunschvorstellungen oder Fantasien weißer, → cisgeschlechtlicher und heterosexueller Männer.
Auch lesbische Frauen werden im Vergleich zu schwulen Männern stärker sexualisiert – ein Indiz dafür, dass auch ihre Darstellung vor allem den Voyeurismus heterosexueller Betrachter bedienen soll. Zudem gibt es einen deutlichen Altersgap: Mit zunehmendem Alter verschwinden Frauen in fiktionalen und anderen Formaten zunehmend von der Bildfläche (siehe auch → Altersdiskriminierung). Frauen of Colour beispielsweise werden oft exotisch verklärend dargestellt.
Laura Mulvey prägte den Begriff Male Gaze in den 1970er Jahren im Rahmen der Filmtheorie. Nach Mulvey sind „Männer die Träger des Blicks und Frauen die Erträgerinnen, aktiv (handelnd/männlich) und passiv (reagierend auf männlich/weiblich) – es sind meistens Männer, die die Geschichte voranbringen, Frauen sind oftmals auf ihre Äußerlichkeit reduziert.“ Dabei prägt der männliche Blick drei Perspektiven: Wie die Kamera, wie die männlichen Charaktere und wie das Publikum auf das Geschehen blickt.
Die Vorherrschaft männlicher Perspektiven ist so verfestigt, dass sie oft unbewusst bleibt und immer wieder reproduziert wird – denn alle Zuschauer*innen sind – unabhängig von ihrem → Geschlecht, ihrer Hautfarbe oder ihrer → sexuellen Identität – immer wieder dem Male Gaze ausgesetzt.