Toxische Männlichkeit ist ein Begriff, der Verhaltensweisen und Einstellungen beschreibt, die mit traditionellen Männlichkeitsvorstellungen verbunden sind und als schädlich sowohl für ihr Umfeld und andere Menschen als auch für Männer selbst angesehen werden. Toxisch bedeutet „giftig“. Mit dem Begriff ist aber nicht gemeint, dass Männer oder Männlichkeit an sich „giftig“ sind. Er adressiert die problematischen Aspekte von Rollenbildern, Verhaltensmustern und Strukturen, die durch → sexistische und → patriarchale Normen gefördert werden. Es geht dabei nicht um Männlichkeit an sich, sondern um die problematischen Aspekte von → Rollenbildern, die durch gesellschaftliche Normen gefördert werden.
Dies kann beispielsweise bedeuten, Eigenschaften wie Emotionalität oder Verletzlichkeit, die als „weiblich“ gelten, bei anderen abzuwerten und auch bei sich selbst nicht zuzulassen. Dies führt dazu, dass viele Männer keinen guten Zugang zu ihren Gefühlen haben, keine Hilfe annehmen können und Schwäche und Scheitern vermeiden müssen. Dies schadet ihnen, da es sich auf die Gestaltung sozialer Beziehungen auswirkt und sie von wichtigen emotionalen Erfahrungen abschneidet. Nach außen hin muss die Verknüpfung von Männlichkeit mit Stärke und Macht dargestellt werden. Gleichzeitig spiegelt sich darin die Abwertung von Weiblichkeit und die Betonung von Dominanz wider.
Die Ablehnung, sich mit eigenen „Befindlichkeiten“ auseinanderzusetzen führt auch dazu, dass Männer seltener als Frauen zu ärztlichen (Vorsorge-)Untersuchungen gehen und mehr Risikoverhalten an den Tag legen. Ihre Lebenserwartung liegt mit 78,2 Jahren rund fünf Jahre unter der von Frauen (vgl. Destatis 2023). Die Vorstellung, es sei kein Teil „gesunder Männlichkeit“, über Gefühle zu sprechen und diese zu reflektieren, ist ein Hintergrund für die hohe männliche Suizidraten: Rund zwei Drittel der Suizide in Deutschland werden von Männern begangen (vgl. Destatis 2023). Der Grund dafür sind häufig auch (unentdeckte) Depressionen.
Diese schädlichen Einstellungen können im Extremfall zu Übergriffen und → Gewalt gegen Frauen und → queere Menschen führen. Auch, weil Aggressivität und Härte beispielsweise im Kontext des → Maskulinismus als männliche Eigenschaften propagiert werden. Hier wird das männliche Geschlecht als stärker und dem weiblichen übergeordnet definiert, was auch bedeutet, dass Männer Macht über Frauen und ein (sexuelles) Recht auf ihre Körper haben.
Hilfe bei Suizid-Gedanken: Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 erreichbar.
Sie haben geschlechtsspezifische oder sexualisierte Gewalt erlebt? Das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 ist es rund um die Uhr in 18 Sprachen erreichbar. Hier finden Sie weitere Anlaufstellen, an die Sie sich als Betroffene*r oder als Vertrauensperson einer*eines Betroffenen wenden können: https://gemeinsam-gegen-sexismus.de/ueber-sexismus/hilfe-fuer-betroffene/