Geschlechtsspezifische Gewalt

Gewalt, die Menschen aufgrund ihres Geschlechts erleben. Der Begriff umfasst insbesondere Gewalt gegen Frauen und damit alle Handlungen einer Person oder Personengruppe, die sich gegen eine Frau richten, weil sie eine Frau ist oder die Frauen primär betreffen und zu körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftlichen Schäden oder Leiden führen (können). Das schließt auch die Androhung solcher Handlungen mit ein (vgl. Gewaltschutzstrategie der Bundesregierung nach der Istanbul-Konvention 2025-2030).

Zudem umfasst geschlechtsspezifische Gewalt alle Handlungen, die sich gegen eine trans, intergeschlechtliche oder nicht-binäre Person aufgrund ihres (zugeschriebenen) Geschlechts einschließlich ihrer Geschlechtsidentität richten und zu den genannten Folgen führen (können) (vgl. ebd.).

Aufgrund von patriarchalen Strukturen in der Gesellschaft sind Frauen oder andere FLINTA-Personen besonders oft betroffen. Femizide sind eine besonders drastische Form von geschlechtsspezifischer Gewalt. Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau aufgrund ihres Geschlechts getötet (vgl. „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ Bundeslagebild BKA 2023).

Gewalt gegen Frauen findet häufig im sozialen Nahraum statt. Häusliche Gewalt betrifft ganz überwiegend Mädchen und Frauen, Tatverdächtige sind mehrheitlich männlichen Geschlechts. Aber auch Jungen und Männer sind zu einem nicht unerheblichen Teil Betroffene von Gewalt im familialen Kontext (vgl. Bundeslagebild BKA Häusliche Gewalt 2023).

Für Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit kommt erschwerend hinzu, dass sie oft noch kein stabiles soziales Umfeld und geringe sozialökonomische Ressourcen haben. Im Jahr 2022 waren rund 70 Prozent der Frauen, die Zuflucht in einem Frauenhaus suchten, nicht in Deutschland geboren. Der Anteil der Frauen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen, lag bei rund 64 Prozent (vgl. Frauenhauskoordinierung 2022). Auch der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung verweist darauf, dass Migrantinnen deutlich längere und intensivere Gewalterfahrungen durchleben, bevor es ihnen gelingt, sich aus Gewaltbeziehungen zu lösen (vgl. Zweiter Gleichstellungsbericht 2017).

 

Sie haben geschlechtsspezifische oder sexualisierte Gewalt erlebt? Das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 ist es rund um die Uhr in 18 Sprachen erreichbar. Hier finden Sie weitere Anlaufstellen, an die Sie sich als Betroffene*r oder als Vertrauensperson einer*eines Betroffenen wenden können: https://gemeinsam-gegen-sexismus.de/ueber-sexismus/hilfe-fuer-betroffene/