Der Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern pater („Vater“) und arches („Oberhaupt“) zusammen und kann mit „Väterherrschaft“ übersetzt werden. Das Patriarchat bezeichnet ein Herrschaftssystem, in dem „das Männliche“ als das selbstverständliche, normierende und dominierende Prinzip gilt und das die bevorzugte Stellung von Männern aufrechterhält. Patriarchale Werte, Normen und Praktiken gehen mit der → Ungleichbehandlung von Frauen und Mädchen und der Unterdrückung oder Verdrängung weiblicher und nicht-→ heteronormativer Perspektiven, Teilhabe- und Entwicklungschancen einher. Sie erhalten → sexistische Strukturen und Muster aufrecht und begünstigen → geschlechtsspezifische Gewalt.
Patriarchale Denk- und Verhaltensmuster sind historisch und kulturell tief verwurzelt. Sie durchdringen nahezu alle Bereiche unseres Lebens – von der Erziehung über die Schule bis hin zu Arbeit, Familie und Privatleben. Entsprechend vielfältig sind die Auswirkungen: Frauen werden oft schlechter bezahlt als Männer (→ Gender Pay Gap), übernehmen häufiger unbezahlte → Sorgearbeit und sind trotz gleicher Qualifikationen seltener in leitenden Positionen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medizin, Kultur und Medien vertreten (vgl. → Gender Gap). Männliche Perspektiven sind vorherrschend. Die allermeisten Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt sind weiblich, aber die Gewalt gegen geschlechtliche Vielfalt nimmt in den letzten Jahren erheblich zu.
Der Begriff Patriarchat wurde Mitte des 20. Jahrhunderts im Rahmen der → Frauenbewegung geprägt. Patriarchale Vorstellungen und die damit verbundenen Machtverhältnisse und Geschlechterrollen sind bis heute weltweit das dominante System in den meisten Gesellschaften. Sie sind geschlechterübergreifend so verinnerlicht, dass sie oft unbewusst und unhinterfragt weitergetragen werden (vgl. → Unconscious Bias und → Internalisierung). Vielerorts führen sie zu einer massiven Benachteiligung und Abwertung von Frauen und Mädchen, → trans, → intergeschlechtlichen und → nicht-binären Menschen, denen der Zugang zu Bildung, Arbeit und Selbstbestimmung verwehrt wird.
Sie haben geschlechtsspezifische oder sexualisierte Gewalt erlebt? Das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 ist es rund um die Uhr in 18 Sprachen erreichbar. Hier finden Sie weitere Anlaufstellen, an die Sie sich als Betroffene*r oder als Vertrauensperson einer*eines Betroffenen wenden können: https://gemeinsam-gegen-sexismus.de/ueber-sexismus/hilfe-fuer-betroffene/